Kapillarmikroskopie

Die Kapillarmikroskopie ist für PD Dr. Rebecca Hasseli-Fräbel ein wichtiges Untersuchungsverfahren. Sie gibt dieses Wissen im Rahmen von Kursen an Studierende und Ärztinnen und Ärzte weiter. Hierbei handelt es sich um eine nicht-invasive Untersuchungsmethode, die zur Beurteilung der Kapillaren, der kleinsten Blutgefäße im Körper, dient. Sie wird vor allem in der Rheumatologie eingesetzt, um Veränderungen der Kapillaren zu erkennen, die bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen, insbesondere Kollagenosen, auftreten können. Diese Mikroskopie ermöglicht es, Veränderungen in der Struktur und Funktion der Kapillaren zu visualisieren und so Hinweise auf zugrunde liegende Erkrankungen zu liefern.

Einsatz der Kapillarmikroskopie in der Rheumatologie

In der Rheumatologie ist die Kapillarmikroskopie vor allem bei der Diagnose und Überwachung von Kollagenosen von Bedeutung. Kollagenosen sind eine Gruppe von Autoimmunerkrankungen, die das Bindegewebe betreffen, wie beispielsweise systemischer Lupus erythematodes, Sklerodermie (systemische Sklerose), Sjögren-Syndrom und gemischte Bindegewebserkrankungen. Bei diesen Erkrankungen kommt es häufig zu einer Schädigung der kleinen Blutgefäße, was sich in Veränderungen der Kapillaren niederschlägt.

Besonders bei der systemischen Sklerose wird die Kapillarmikroskopie als wertvolles Diagnoseinstrument genutzt, da sie charakteristische Veränderungen in der Kapillarenstruktur aufzeigen kann, die mit dem Krankheitsverlauf korrelieren. Typische Merkmale, die auf eine Kollagenose hinweisen, sind eine Erweiterung der Kapillaren, das Vorhandensein von Kapillaren ohne Blutfluss (avaskuläre Zonen) und das Auftreten von „Kapillarennestern“ oder „kapillären Ausläufern“.

Durchführung der Kapillarmikroskopie

Die Kapillarmikroskopie wird meist an der Nagelbettregion durchgeführt, da hier die Kapillaren am besten sichtbar sind. Die Untersuchung erfolgt unter einem speziellen Mikroskop, das eine hohe Vergrößerung ermöglicht und oft mit einer digitalen Kamera verbunden ist, um die Bilder auf einem Monitor darzustellen. Der Patient legt einen Finger auf das Mikroskop, das mit einer speziellen Linse über das Nagelbett fährt, um die Kapillaren zu visualisieren.

Vor der Untersuchung ist es ratsam, die Hände des Patienten aufzuwärmen, da kalte Hände die Blutzirkulation beeinträchtigen können und somit die Kapillaren schwerer sichtbar sind. Die Untersuchung selbst ist schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten. Der Arzt betrachtet die Kapillaren unter der Mikroskoplinse und dokumentiert Veränderungen wie die Größe, Form und Dichte der Kapillaren.

Es gibt verschiedene Bewertungsparameter, die in der Kapillarmikroskopie von Interesse sind:

  1. Kapillarenverteilung: Unregelmäßige oder erhöhte Kapillardichte kann auf eine Gefäßveränderungen hindeuten.
  2. Kapillarenform: Eine Veränderung der Form, wie z.B. das Auftreten von verzweigten oder „bäumchenartigen“ Kapillaren, ist typisch für einige Kollagenosen.
  3. Avaskuläre Bereiche: Bereiche ohne Kapillaren oder mit stark reduzierter Kapillarenzahl sind beispielsweise bei einer langjährigen systemischen Sklerose nachweisbar.
  4. Blutfluss: Eine Störung des Blutflusses in den Kapillaren kann auf eine Ischämie oder vaskuläre Dysfunktion hindeuten.

Die gewonnenen Bilder werden anschließend analysiert, um mögliche krankhafte Veränderungen zu identifizieren.

Fazit

Die Kapillarmikroskopie ist ein wertvolles, diagnostisches Hilfsmittel in der Rheumatologie, das insbesondere bei der Diagnose und Verlaufsbeurteilung von Kollagenosen eine Rolle spielt. Sie ermöglicht eine frühe Erkennung von mikrovaskulären Veränderungen und bietet den Vorteil, dass sie schnell, schmerzfrei und nicht invasiv ist. In Kombination mit anderen diagnostischen Verfahren kann die Kapillarmikroskopie dabei helfen, die richtige Diagnose zu stellen und den Krankheitsverlauf zu überwachen.